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Meins, deins – unser! Die Idee des Sharing-Prinzips

Meins, deins – unser! Die Idee des Sharing-Prinzips

Konsum und Eigentum waren gestern! Sharing ist das neue Leitmotiv der Generation Y – auch in Sachen Mobilität.

Seit den 1970er-Jahren engagieren sich Umweltbewegungen unter dem Leitsatz „Nutzen statt Besitzen“ für eine ressourcenschonende Konsumkultur. Die ökologischen Probleme haben sich seither noch um ein Vielfaches verschärft. Nicht zuletzt deshalb wurde die Sharing Economy vom „Time Magazine“ zu einer der zehn Ideen ernannt, die die Welt nachhaltig verändern werden.

Warum die Zeichen der Zeit für die Sharing Economy nie besser standen? Einerseits hat die Digitalisierung das Sharing-Prinzip vereinfacht. Mit Online-Tauschbörsen und -Plattformen ist Sharing jetzt auch in großen Dimensionen leicht zu händeln. Andererseits zeichnet sich vor allem in der Generation Y ein Wertewandel ab. Die Prämisse dieses Lebensstils? Durch smarten, minimalistischen Konsum nachhaltig und besser zu leben. Kurz: Man konsumiert zunehmend kollektiv und kollaborativ. Zwar ist die Idee nicht neu – Wohngemeinschaften, Waschsalons und Bibliotheken leben das Konzept schon seit Jahrzehnten – doch das Angebot nimmt seit geraumer Zeit spürbar zu, greift auf weitere Lebensbereiche über und ist zu einer Glaubensfrage geworden. Gemeinschaftsgärten, Kleidertauschpartys oder Community Living: Sharing ist längst mehr als nur ein pragmatischer Lösungsansatz. Es ist Inbegriff für die „neuen“ Werte und den modernen Lifestyle einer jungen Generation.

Sharing Economy: Ressourcenschonend konsumieren

Die Sharing Economy basiert auf der gemeinschaftlichen Nutzung von bislang ganz oder teilweise ungenutzten Ressourcen. Illustriert wird das Sharing-Prinzip häufig am Beispiel von Werkzeug. Der durchschnittliche Gebrauch von Bohrmaschine & Co. beschränkt sich im Lauf des Lebens auf eine sehr überschaubare Stundenanzahl. Lohnt es sich also, dass sich jeder Privathaushalt einen voll ausgestatteten Werkzeugkoffer anschafft und dafür Ressourcen verbraucht? Genau hier setzt die Sharing Economy an: Auch wenn man kein Werkzeug besitzt, muss man nicht darauf verzichten. „Teilen“ lautet das Zauberwort. Bei Bedarf wird einfach getauscht oder geliehen. Ein Werkzeugkoffer befriedigt so nicht mehr allein die Bedürfnisse eines Haushalts, sondern die ganzer Nachbarschaften.

Sharing schadet der Wirtschaft nicht, es verändert sie

Die Funktionsweise der Sharing Economy widerspricht damit dem Grundprinzip unserer konsumbasierten Ökonomie. Schadet sie folglich der Wirtschaft? Viele Experten sind sich sicher, dass die Sharing Economy unser Wirtschaftssystem lediglich verändern wird. Während viele Produkte weiterhin individuell konsumiert werden, wird sich in einigen Branchen ein neues Geschäftsfeld entwickeln: der Verleih von Produkten. Die Hersteller hätten dadurch ein höheres Interesse an der Entwicklung langlebiger, reparatur- und recyclingfähiger Produkte – zugute käme der neue Ansatz also vor allem der Umwelt. Aber auch die Verbraucher könnten von Einsparungen bei diversen Anschaffungs- und Unterhaltskosten profitieren. Und selbst auf gesellschaftlicher Ebene könnte das Sharen positive Effekte haben. Schließlich lässt sich das Tauschen und Verleihen auch privat organisieren, was das soziale Miteinander fördern würde.

Neue Statussymbole haben das Auto abgelöst

Auch im Bereich der Mobilität wirken der Wertewandel und der bewusstere Lebensstil der jungen Generation als Innovationstreiber. Sie sind es, die den Weg für die Sharing Economy frei machen. Das eigene Auto, einst für viele ein verheißungsvoller Jugendtraum, versprach über Generationen Freiheit und Unabhängigkeit. Heute sind der Generation Y immaterielle Güter wie Gesundheit durch richtige Ernährung und Sport, eine ausgeglichene Work-Life-Balance oder Reisen viel wichtiger. In materieller Hinsicht wurde das Auto zudem von neuen Statussymbolen wie dem Smartphone abgelöst, es gilt oft nur noch als Mittel zum Zweck. Experten nennen dieses Phänomen „access over ownership“, d. h. der Zugang zu Fortbewegungsmitteln wird wichtiger als ihr Besitz. Damit gewinnt die Idee des Teilens auch im Mobilitätssektor immer mehr an Bedeutung – etwa in Form von Carsharing. Allerdings zeigt sich auch, dass Carsharing aktuell noch alte Muster aufbrechen muss, um generationenübergreifend akzeptiert zu werden. Die über 35-Jährigen favorisieren nach wie vor die individuelle Nutzung des eigenen Autos. Bei dieser Zielgruppe ist Carsharing nach wie vor mehr Idee als Realität. Der aIlgemeine Trend zeigt jedoch aufwärts: In Deutschland ist die Zahl der Carsharing-Nutzer seit 2010 um mehr als das Zehnfache auf bereits über 1,7 Millionen gestiegen.

Mobilität nach Bedarf: Carsharing

Carsharing greift das Lebensgefühl einer urbanen, umweltbewussten Gesellschaft mit flexiblen Lebens- und Einkommensverhältnissen in vielerlei Hinsicht auf. Ein eigenes Auto gilt aufgrund des hohen Anschaffungspreises und der laufenden Kosten für Steuern, Versicherungen oder Reparaturen vielen mittlerweile als Last. Wer kann, spart sich diese Kosten lieber. Außerdem geht es während der Rush Hour im Stadtverkehr mit dem Auto meist quälend langsam voran. Im urbanen Raum wurde das Auto in Sachen Kosten- und Zeiteffizienz daher längst von anderen Fortbewegungsmitteln wie dem Fahrrad und den „Öffis“ buchstäblich überholt. Mit ihnen lassen sich Staus, Baustellen, Sperrungen und die Parkplatzsuche einfach umgehen. Und steht irgendwann ein größerer Einkauf oder der Wochenendausflug mit Freunden an, tritt Carsharing auf den Plan. Carsharing ermöglicht einen kostengünstigen Zugriff auf Fahrzeuge, wo und wann man ihn braucht. Je nach Situation kann man sich vom Kombi bis zum Cabrio immer das perfekte Auto leihen.

Wissenschaftlichen Studien zufolge ersetzt ein Carsharing-Fahrzeug aufgrund der geringeren Standzeiten aber auch mindestens drei privat genutzte Autos. Es entlastet somit das Verkehrsvolumen und den Ressourcenverbrauch, die Lärm- und Abgasbelastung. So wird das Prinzip auch dem gestiegenen Nachhaltigkeitsanspruch der jungen Generation gerecht.

Corporate Carsharing – Fuhrparknutzung 2.0

Abgesehen von der privaten Nutzung ist Carsharing natürlich auch für Unternehmen interessant. Beim sogenannten Corporate Carsharing stellen Firmen Ihren Mitarbeitern eine Fahrzeugflotte zur Verfügung. Anders als ein herkömmlicher Dienstwagen können beim Corporate Carsharing Fahrzeuge gleich von mehreren Arbeitnehmern genutzt werden – auch privat. Diese alternative Form der Flotte eröffnet dadurch enorme Kostensenkungspotenziale. Denn es werden nicht nur die Leasingkosten gesenkt, auch die Kosten für die Instandhaltung, Kraftstoffe und Versicherungen lassen sich durch eine gemeinsame Nutzung spürbar minimieren. Unbedingt erforderlich ist dabei natürlich die optimale Koordination des Fuhrparks. Intelligente Systeme übernehmen die Einsatzplanung, Schlüsselverwaltung sowie die Führerscheinkontrolle und halten den Verwaltungsaufwand auf diese Weise selbst für Konzerne mit großem Fuhrpark gering.

Meins, deins oder vielleicht doch besser unser? Was für viele heute noch undenkbar scheint, wird zumindest in manchen Bereichen schon bald Realität werden. Zu stark sind die Argumente, die für eine neue Form des Konsums – des geteilten Konsums sprechen.